Mit Tradition und Strategie – Mansfeld-Südharz gestaltet den Strukturwandel

Wie gelingt es, im ländlichen Raum Fachkräfte auszubilden und an die Region zu binden? Mit welchen Strategien kann ein Landkreis den Herausforderungen von demografischem Wandel, Dekarbonisierung und Digitalisierung begegnen? Im Rahmen unserer sechsten Veranstaltung zum Kennzahlenvergleich stellten Diana zur Horst-Schuster, Geschäftsführerin der Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz, und Sven Vogler, Leiter des Fachbereichs Bildung und Soziales, den Masterplan Strukturwandel des Landkreises vor und gaben Einblicke in Strategien und Projekte zur Fachkräftesicherung.

Zukunft mit Plan

Das Leitbild 2030+ und der Masterplan Strukturwandel zeigen die Entwicklungsperspektiven für Mansfeld-Südharz auf. Dabei werden die Themen Bildung, Fachkräftesicherung und Strukturwandel immer zusammengedacht. Diana zur Horst-Schuster und Sven Vogler stellten im Podiumsgespräch mit Carolin Jäckel die Strategien des Landkreises vor.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz blickt auf eine jahrhundertelange Bergbautradition zurück. Seit dem 13. Jahrhundert wurde hier Kupferschiefer abgebaut und verarbeitet. Mit dem Ende des Kupferschieferbergbaus in den 1990er-Jahren erlebte die Region einen Strukturbruch mit erheblichen Folgen für die demografische, wirtschaftliche und soziale Struktur. Ein anderer Industriezweig spielt hingegen bis heute eine wichtige Rolle für den Landkreis: die Kohleindustrie. Im Tagebau Amsdorf werden jährlich noch ca. 500.000 Tonnen Kohle gefördert. Diese wird primär zur Montanwachsgewinnung genutzt, die Restkohle dient zur Energieversorgung. Der von der Bundesregierung beschlossene Kohleausstieg wird in diesem Industriezweig in Mansfeld-Südharz für Veränderung sorgen. Mit strategischen Planungen und Förderprojekten ist der Landkreis sehr aktiv, um einen erneuten Strukturbruch zu verhindern und stattdessen den Strukturwandel aktiv und nachhaltig zu gestalten. Entscheidende Voraussetzung ist dabei die Fachkräftesicherung.

 

Mit Strategie den Wandel gestalten – Masterplan Strukturwandel

Als die Bundesregierung den Ausstieg aus der Kohleverstromung beschloss, hat man im Landkreis Mansfeld-Südharz schnell gehandelt. Gemeinsam mit kommunalen Akteuren und Partnern der regionalen Wirtschaft wurde der „Masterplan Strukturwandel“ entwickelt – die strategische Grundlage, um die Zukunft des Landkreises mit Investitionen nachhaltig voranzubringen. Der Masterplan definiert fünf Handlungsfelder: regionale Grundstoffindustrie, nachhaltige Energiegewinnung, Erschließung neuer Wertstoffquellen, Weiterentwicklung der touristischen sowie der technischen Infrastruktur.

Um diese Handlungsfelder aktiv zu bearbeiten und Initiativen daraus zu entwickeln, wurden über das Bundesprogramm STARK Personalstellen geschaffen, die sogenannten Handlungsfeldmanagerinnen und -manager. Sie sind bei der Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz (SEG) angesiedelt. „Die Handlungsfeldmanager sind im gesamten Landkreis unterwegs und führen Gespräche mit Unternehmen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und diese zu Projekten reifen zu lassen. Gleichzeitig sind wir Anlaufstelle für Unternehmen und Initiativen, die sich zu Strukturwandelprojekten beraten lassen wollen“, so Diana zur Horst-Schuster, die Geschäftsführerin der SEG.

Zahlreiche Projekte und Initiativen konnten so schon angeschoben und realisiert werden. Beispielhaft ist der InnovationsHub „Zukunft Holz + Klima“ zu nennen. Er bündelt Kompetenzen rund um das Thema Holz, entwickelt die Wertschöpfung des Rohstoffs Holz im Landkreis weiter und unterstützt kleine und mittlere Unternehmen, die oftmals keine Kapazitäten für eigene Forschung und Entwicklung haben, innovative Vorhaben in Angriff zu nehmen. Hierfür und für alle Planungen, die die Zukunft des Landkreises betreffen, sind Fachkräfte notwendig. Sinkende Bevölkerungszahlen, mit denen der Landkreis konfrontiert ist, werden den bereits vorhandenen Fachkräftemangel zukünftig verstärken. Aus diesem Grund tut der Landkreis viel, um die Fachkräftesicherung vor Ort zu gewährleisten.

 

Bildung als zentrale Säule – Leitbild 2030+

Bereits im Jahr 2018 verabschiedete der Kreistag das „Leitbild 2030+“, ein Konzept für eine lebenswerte Zukunft in Mansfeld-Südharz. Wichtige Säule in diesem Leitbild ist das Thema Bildung. Dabei setzt der Landkreis den Fokus stark auf Sozialarbeit. Die jährlichen Schuleingangsuntersuchungen hatten einen erhöhten Förderbedarf bei Kindern angezeigt. Darauf reagierte der Landkreis mit einem Pilotprojekt, das die Kita-Sozialarbeit einführte. So wirkt man bereits im frühkindlichen Bereich Bildungsungleichheiten entgegen. Nach vier Jahren bilanziert Sven Vogler: „Wir sehen bisher positive Effekte der Kita-Sozialarbeit und freuen uns natürlich in diesem Zusammenhang besonders über den 2. Platz beim diesjährigen Deutschen Kita-Preis, den eine unserer Modell-Kitas in Sangerhausen erhielt.“

Weiterhin konnte der Landkreis in den letzten Jahren die Schulsozialarbeit erheblich ausbauen. Mansfeld-Südharz engagiert sich im Landesprojekt „Schulerfolg sichern“ und fördert aktuell aus dem eigenen Haushalt 14,5 Stellen für Schulsozialarbeit. Diese Investition in Bildung zahlt sich aus: Verzeichnete der Landkreis in den zurückliegenden Jahren eine über dem Landes- und Bundesdurchschnitt liegende Quote von Schulabgehenden ohne Schulabschluss, so sank diese Quote 2021 erstmals unter den Landesdurchschnitt.

 

Arbeitskräftegewinnung im Blick – Kooperationen mit Hochschulen

Der Landkreis Mansfeld-Südharz engagiert sich sehr, um einen gelingenden Übergang von der Schule in die berufliche Bildung zu ermöglichen und damit Menschen eine Perspektive in der Region zu eröffnen. Dies ist besonders wichtig, denn in einer Kommune mit sinkender Bevölkerungszahl wird die Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften schnell zur Notlage. Im „Leitbild 2030+“ formulierte der Landkreis das Ziel, junge Menschen so früh wie möglich mit der regionalen Wirtschaft in Kontakt zu bringen. Der Landkreis und die SEG organisieren gemeinsam die Berufsinformationsmesse und den Rückkehrertag.

Intensive Bemühungen gibt es auch beim Thema Hochschulbildung: „Da wir keine eigene Hochschule im Landkreis haben, verlieren wir am Übergang in die akademische Ausbildung viele junge Menschen, die nur schwer bis gar nicht wieder in den Landkreis zurückfinden“, beschreibt Sven Vogler die kommunale Situation. Aus diesem Grund vereinbart der Landkreis nun mit Fachhochschulen und Universitäten in Sachsen-Anhalt Kooperationen, z. B. mit der Hochschule Merseburg. Die Hochschulen sollen eng mit Unternehmen aus Mansfeld-Südharz zusammenarbeiten. Duale Studiengänge, Weiterbildung und einzelne Forschungsprojekte sollen wohnortnahes Studieren ermöglichen und jungen Menschen den Anreiz bieten, im Landkreis zu bleiben.

 

Bildungsort der Zukunft – das MakerLab in Lutherstadt Eisleben

Mit dem MakerLab planen der Landkreis und die SEG aktuell einen innovativen Bildungsort. Das MakerLab wird in die ehemalige Betriebsberufsschule des früheren Mansfeld Kombinates in Lutherstadt Eisleben (Zweijahrschule) einziehen. Dort werden attraktive Räume für die Ansiedlung von Start-ups entstehen. Man schafft die Infrastruktur für Forschungsprojekte und anwendungsbasierte Weiterbildungen. Am 20. Mai dieses Jahres fand hier bereits ein Beteiligungsworkshop für interessierte Bürgerinnen und Bürger statt. Unter anderem wurden dabei neueste Pflegetechnologien von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vorgestellt. Als Vorhaben konnte das MakerLab bereits im Kreistag überzeugen. Nun gilt es, die Pläne in die Realität umzusetzen und damit Raum für Bildung, Arbeit und Begegnung zu schaffen.

Ansprechpartnerin

Carolin Jäckel

Tel.: 0341-993923 21 E-Mail: cjaeckel@dji.de

Mehr zum Thema

Masterplan

Der Masterplan Strukturwandel des Landkreises Mansfeld-Südharz ist zum Herunterladen verfügbar.

MSH

Die Themen Bildung und Standortentwicklung werden im Landkreises Mansfeld-Südharz aufeinander abgestimmt.

SEG

Bei der Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz ist das Planungs- und Projektsteuerungsbüro für den Strukturwandel in MSH angesiedelt.