Fortbildung

Bildung im Strukturwandel: Praxiswissen zur Fachkräftesicherung

In der Fortbildung präsentierte das Kompetenzzentrum Bildung im Strukturwandel (KoBiS) Ergebnisse, Methoden und Definitionen rund um das Thema „Bildung im Strukturwandel und Fachkräftesicherung“. Die Referierenden konnten dabei auf Erfahrungen aus drei Jahren Arbeit im Lausitzer, Mitteldeutschen und Rheinischen Revier zurückgreifen. Hier finden Sie Zusammenfassungen und Präsentationen der Inputs sowie weitere Veröffentlichungen zum Thema. Die Veranstaltung richtete sich an die Akteure des zum 1. Februar 2024 gestarteten Fachnetzwerks für kommunales Bildungsmanagement: Die Regionalen Entwicklungsagenturen (REAB) und Fachstellen.

Termin

Dienstag, 12.03.2024

Ort

online

Programm

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Moderation

Dr. Thomas Prennig (Leiter Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz)

1. Input: Bildung im Strukturwandel – Begriffsklärungen

Drei Dimensionen prägen den Strukturwandel in den deutschen Braunkohlerevieren: Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung. Jedes D birgt Herausforderungen für die Fachkräftesicherung. Bildung leistet einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung.

Mit der Dekarbonisierung, d. h. der Transformation der Wirtschaft weg von fossilen Energien hin zur Klimaneutralität, entwickeln sich neue Wertschöpfungsketten. Diese Wertschöpfungsketten verändern den Arbeitsmarkt: Es entstehen neue Berufsfelder und neue Technologien. Somit müssen sich Aus- und Weiterbildung entsprechend sich wandelnder Arbeits- und Einsatzfelder mitentwickeln.

Auch die Digitalisierung führt dazu, dass Arbeit sich ändert. Es steigt nicht nur der Bedarf an IT-Fachkräften, vielmehr prägen digitale Anwendungen sämtliche Berufe und ermöglichen flexiblere Arbeitsmodelle. Gleichzeitig fallen durch Automatisierung und KI Berufsfelder weg. Neu entstehende Anforderungen müssen in allen Bildungsetappen des lebenslangen Lernens berücksichtigt werden. Zugleich gilt es, frühzeitig Substituierungspotenziale zu erkennen und Beschäftigte in wegfallenden Berufsfeldern durch Weiterbildungsangebote zu unterstützen.

Während Dekarbonisierung und Digitalisierung eine qualitative Veränderung in der Fachkräftesicherung beschreiben, macht der demografische Wandel deutlich, vor welchen quantitativen Herausforderungen die Fachkräftesicherung steht: Es gibt in vielen Berufen nicht genug Arbeitskräfte, Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Gezielte und zeitgemäße Aus- und Weiterbildung trägt dazu bei, die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte zu erhöhen, indem beispielsweise ältere Personen, ausländische Fachkräfte oder Frauen stärker adressiert werden.

Referentin: Jenny Richter (Leiterin Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland)

Präsentation des Inputs
1. Werkstattbericht: Strukturwandel und Bildung

 

2. Input: Netzwerke und Akteursgruppen im Spektrum von Bildung im Strukturwandel

Strukturwandel und Fachkräftesicherung gehen mit einer herausfordernden Vielzahl beteiligter Akteure einher. Nur mit guten Kooperationen lässt sich der Wandel erfolgreich gestalten. Dies gilt angesichts umfassender Transformationen nicht nur für die Kohlereviere.

Kooperationen helfen dabei, Bildungsstrategien auf den Weg zu bringen. Zugleich ergeben sich aus Kooperationen der (Bildungs-)Akteure Chancen, die regionale Strukturentwicklung zu fördern. Für die Fachkräftesicherung ist es essenziell zu analysieren, welche spezifischen Schnittstellen es vor Ort zwischen Bildung und Wirtschaft gibt und auf welcher Ebene diese angesiedelt sind.

Neben der Zusammenarbeit von Bildungsbüro und Wirtschaftsförderung innerhalb einer Kommunalverwaltung gilt es beispielsweise, im kommunalen Raum Weiterbildungsanbieter, Jobcenter oder Unternehmen in strategische Planungen einzubeziehen. Da sich Strukturwandel und Fachkräftesicherung nicht nur auf einzelne Kommunen beschränken, sind zudem Kooperationen auf regionaler Ebene mit Akteuren wie Kammern, Gewerkschaften, Hochschulen oder anderen Kommunen entscheidend. Weiterhin können regionale Netzwerkstrukturen als Scharnier zwischen kommunaler Ebene und Landesebene fungieren.

Gesellschaftliche Herausforderungen wie Strukturwandel und Fachkräftesicherung erhöhen die Notwendigkeit von Vernetzung und Kooperationen. Zugleich ist die Akteurslandschaft sehr komplex und heterogen. Genau definierte Ziele, die vom Ideen- und Erfahrungsaustausch bis zur gemeinsamen Projektentwicklung reichen können, sind die Grundlage für gute Kooperationen. Hierbei rücken Vernetzungen auf regionaler Ebene in den Fokus, die auch für Kommunen ein großer Gewinn sein können.

Referent: Daniel Werchosch (Stellvertretender Leiter Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz)

Präsentation des Inputs
3. Werkstattbericht: Kooperationen für Bildung im Strukturwandel

 

3. Input: Aufbau eines regionalen Bildungsmonitorings – exemplarisches Herangehen von BiSMit

Das Monitoring von bildungsbezogenen Daten mit Strukturwandelbezug verfolgt ein wichtiges Ziel: die Möglichkeiten datenbasierter Steuerung für eine Region aufzuzeigen und daraus Handlungsstrategien abzuleiten. Das Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland (BiSMit) hat ein regionales Bildungsmonitoring etabliert, das mithilfe des partizipativen Formats Kennzahlenvergleich Bildungsdaten für neun Revierkommunen aus drei Bundesländern analysiert.

Im Veranstaltungsformat Kennzahlenvergleich treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der neun Revierkommunen des Mitteldeutschen Reviers regelmäßig, um sich über Bildungsdaten ihrer Kommunen auszutauschen. BiSMit fragt die Daten im Vorfeld der Treffen ab, analysiert sie und bereitet sie grafisch in interaktiven Dashboards auf. Die Kennzahlen orientierten sich zunächst am „Anwendungsleitfaden für den Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings“.

Die wichtigsten Kennzahlen, die sich in diesem partizipativen Prozess herauskristallisierten, sind im ersten Kennzahlenbericht publiziert. Begleitend dazu gibt es für die Bildungsberichterstattung des Mitteldeutschen Reviers ein interaktives Dashboard mit allen Kennzahlen des Berichts. Um den Kennzahlenvergleich weiterzuentwickeln, gilt es, aus den analysierten Daten Handlungsstrategien abzuleiten. Dafür müssen die Kommunen wissen, welche Daten steuerungsrelevant für den Strukturwandel sind und welche Daten wie auf kommunaler oder regionaler Ebene genutzt werden können.

Das nötige Wissen dazu wird BiSMit in einem Kennzahlenkatalog bündeln, der die Grundlagen für eine datenbasierte Steuerung von Bildung im Strukturwandel liefert. Damit kann die Transformation auf kommunaler und regionaler Ebene mit einem Monitoring begleitet werden.

Referentin: Carolin Jäckel (Wissenschaftliche Mitarbeiterin Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland)

Präsentation des Inputs
Kennzahlenbericht und Dashboard: Bildungsmonitoring im Strukturwandel

 

4. Input: Ansätze zur strategischen Planung der Fachkräftesicherung im Strukturwandel

Das Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier hat eine Methode entwickelt, mit der sich Berufsgruppen identifizieren lassen, die im Strukturwandel dringend gebraucht werden. Die Methode ist nicht nur für die drei deutschen Braunkohlereviere von Bedeutung, sondern bietet sich auch zum Transfer für andere Regionen und Themen an.

Die Methode zur Identifikation von Fokusberufsgruppen basiert auf drei Säulen: Literaturanalyse, Befragungen von Expertinnen und Experten sowie Arbeitsmarktrelevanzanalyse. Mit diesen drei Säulen wird die Strukturwandelrelevanz von Berufsgruppen analysiert. Dabei wird Forschungsliteratur untersucht und Expertinnen und Experten werden um eine Einschätzung gebeten, welche Berufsgruppen für einen gelingenden Strukturwandel für ihren Raum von besonderer Bedeutung sind. Darüber hinaus werden für die Arbeitsmarktrelevanzanalyse der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einer Berufsgruppe an allen Berufsgruppen, das durchschnittliche Wachstum der Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter einer Berufsgruppe sowie das Verhältnis zwischen Revieranteil und dem Anteil eines höheren räumlichen Aggregats, dem Land, analysiert.

Mittels der ebenfalls vom Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier entwickelten Methode der Berufsgruppenprofile ist es möglich, relevante Entwicklungen des Arbeitsmarkts und der beruflichen Ausbildung vergleichend zu analysieren. So können berufsgruppenspezifische Risiken hinsichtlich Fachkräfteengpässen, Ausbildungsnachfrage und Abgangsverhalten von Auszubildenden identifiziert werden. Die Berufsgruppenprofile leisten damit einen innovativen Beitrag zur wissensbasierten Bildungssteuerung und können zu nachhaltiger Fachkräftesicherung beitragen.

Referent: Bernhard Hübers (Stellvertretender Leiter Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier)

Präsentation des Inputs
4. Werkstattbericht: Fokusberufsgruppen im Strukturwandel – eine methodische Annäherung

 

Vorstellung der Fachstellen „Fachkräftesicherung/Bildung im Strukturwandel“ und „Kommunales Bildungsmonitoring“

Die im Fachnetzwerk für kommunales Bildungsmanagement neu geschaffenen Fachstellen für Fachkräftesicherung/Bildung im Strukturwandel (FaBiS) sowie für kommunales Bildungsmonitoring (KOSMO) bieten den acht Regionalen Entwicklungsagenturen für kommunales Bildungsmanagement (REAB) Beratung, Qualifizierung sowie bedarfsorientierte Unterstützung an.

Die Fachstelle für Fachkräftesicherung/Bildung im Strukturwandel ist ein Verbundprojekt vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) und Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Über die Fachstelle sollen anwendbares Wissen und Interpretationshilfen für die Nutzung von Daten für das Thema Fachkräftesicherung/Bildung im Strukturwandel in Kommunen bereitgestellt werden.

Die Fachstelle für kommunales Bildungsmonitoring (ein Verbundprojekt von kobra.net, Kooperation in Brandenburg gGmbH und Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz-Saarland e.V.) berät die REAB und Kommunen bei allen Fragen zum Aufbau eines kommunalen Bildungsmonitorings. Hierfür sind Formate wie Themenwerkstätten und der Aufbau von Themenwebsites geplant.

Das gesamte Fachnetzwerk kann von der Erfahrung profitieren, die das Kompetenzzentrum Bildung im Strukturwandel mit den drei Netzwerkbüros im Lausitzer, Mitteldeutschen und Rheinischen Revier seit 2020 gesammelt hat.

FaBiS: Schwerpunkte und Kontakte
KOSMO: Schwerpunkte und Kontakte
 

Mehr zum Thema

KoBiS

Das Kompetenzzentrum Bildung im Strukturwandel ist Teil der Transferinitiative und wird vom BMBF gefördert.

Lausitzer Revier

Hier erhalten Sie alle Informationen zur Arbeit des Netzwerkbüros Bildung in der Lausitz.

Rheinisches Revier

Hier erhalten Sie alle Informationen zur Arbeit des Netzwerkbüros Bildung Rheinisches Revier.

Mitteldeutsches Revier

Hier erhalten Sie alle Informationen zur Arbeit des Netzwerkbüros Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland.