Jugendbeteiligung im Strukturwandel – Studie veröffentlicht

Um zu erfahren, was junge Menschen über den Strukturwandel denken, welche Themen ihre Lebenswelt berühren und was sie von der Bildungslandschaft ihrer Region erwarten, hat das Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland (BiSMit), das beim Deutschen Jugendinstitut angesiedelt ist, ein Partizipationsformat mit Jugendlichen durchgeführt. Der dazugehörige Studienbericht wurde nun veröffentlicht.

Netzausbau, klimaneutrale Mobilität, digitale Behördengänge – Themen wie diese beschäftigen Jugendliche, wenn es um den Strukturwandel ihrer Region geht. Der Studienbericht "DAS kümmert mich die Welt von morgen" beleuchtet Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen in einer Strukturwandelregion.

Das Mitteldeutsche Revier befindet sich in einem umfangreichen Transformationsprozess. Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung zählen zu den größten Herausforderungen der Region. Sie sind mit weitreichenden politischen Entscheidungen verbunden. Diese strukturwandelrelevanten Entscheidungen betreffen nicht nur die kommenden Jahre, sondern oft Jahrzehnte. Umso wichtiger ist es, Menschen in den Strukturwandelprozess einzubeziehen, die in Zukunft mit den Auswirkungen der Entscheidungen von heute konfrontiert sein werden. Die Ideen Jugendlicher sind dabei von besonderem Wert.
 

Das Beteiligungsformat

Das Partizipationsformat fand 2022 im Landkreis Leipzig statt, also in einer Kommune, wo noch immer Braunkohle abgebaut wird. In drei Schulen wurden Workshops durchgeführt: in einer Oberschule, in einem Gymnasium und in einer Beruflichen Schule. Die Altersspanne der Jugendlichen reichte von der achten Klasse bis zur Abschlussklasse der Beruflichen Schule. Im Anschluss an die Workshops hatten die Jugendlichen im Rahmen eines Dialogforums Gelegenheit, ihre Ideen und Wünsche mit Verantwortlichen der Kommunalverwaltung zu diskutieren. Darüber hinaus wurden die erarbeiteten Beiträge der Schülerinnen und Schüler dem Landkreises Leipzig zur Erarbeitung eines Jugendbeteiligungskonzepts bereitgestellt.
 

Ergebnisse des Beteiligungsformats

In den Workshops haben die Jugendlichen die Herausforderungen des Strukturwandels, nämlich Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung, als Handlungsfelder diskutiert. Das Handlungsfeld Digitalisierung konnten sie besonders gut mit ihrer Lebenswelt verbinden. Während bei den jüngeren Jugendlichen in diesem Handlungsfeld Bedarfe wie Netzausbau und leichtere Verfügbarkeit von Streaming-Anwendungen benannt wurden, beschrieben die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule mobiles Arbeiten, Automatisierungsprozesse oder digitale Behördengänge als zukunftsrelevant.

Zum Handlungsfeld Dekarbonisierung diskutierten die Jugendlichen insbesondere die Themen Klimaschutz und Energiewende sowie Mobilität. Dabei wurden Wünsche genannt wie Ausbau des ÖPNV, stärkere Entwicklung klimaneutraler Antriebe oder Unabhängigkeit von ausländischen Rohstoffquellen.

Im Handlungsfeld demografischer Wandel befassten sich die Jugendlichen mit Bleibefaktoren. Nur wenn junge Menschen in ländlichen Räumen bleiben, können Problemlagen wie Überalterung, Wegzug oder Fachkräftemangel positiv beeinflusst werden. Nach Ansicht der Jugendlichen sind unter anderem Bildungs-, Freizeit- und Jobperspektiven vor Ort wesentliche Gründe, um in einer Region zu bleiben.
 

Ansätze für gelingende Jugendbeteiligung

Die Auswertung des Partizipationsformats mit den Jugendlichen zeigt, dass der Strukturwandel nicht nur ein Thema von Wirtschaft und Politik ist, sondern auch ein Jugendthema. Jugendlichen sollte ein Mitspracherecht bei zukunftsrelevanten Fragen eingeräumt werden, dies gilt nicht nur für Kohleregionen. Gute Beteiligung gelingt nur, wenn konkrete Ziele benannt, Ergebnisse transparent kommuniziert und Maßnahmen nachvollziehbar umgesetzt werden. Um diese Qualitätskriterien zu berücksichtigen, braucht Jugendbeteiligung Institutionalisierung, also in Verwaltung verankerte Schnittstellen und konkrete Ansprechpersonen. Auch Bildung ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Beteiligungskonzepte, denn das Wissen, wie Politik und Verwaltung arbeiten, erleichtert den Zugang zu demokratischen Prozessen. Diese und weitere Ansätze für erfolgreiche Beteiligungskonzepte auf kommunaler, regionaler oder länderübergreifender Ebene präsentiert der Studienbericht „DAS kümmert mich die Welt von morgen. Jugendbeteiligung im Strukturwandel“. Dabei wurden nicht nur die Ergebnisse des im Landkreis Leipzig durchgeführten Partizipationsformats berücksichtigt, sondern weitere Beteiligungsprojekte analysiert.

Studie und Beteiligungsformat

Studienbericht

Laden Sie sich hier den gesamten Studienbericht "DAS kümmert mich die Welt von morgen. Jugendbeteiligung im Strukturwandel" herunter.

Workshops

BiSMit führte 2022 drei Workshops mit Schulklassen im Landkreis Leipzig durch. Erfahren Sie mehr über das Konzept.

Dialogforum

Zum Partizipationsformat gehörte auch ein Dialogforum mit Verantwortlichen der Kommunalverwaltung. Dazu erhalten Sie hier einen Rückblick.

Ansprechpartner

Dr. Tom Hoyer

Tel.: 0341-993923 24 E-Mail: hoyer@dji.de