Daten beschaffen, Daten halten, Daten auswerten – all das gehört zum Aufbau eines Bildungsmonitorings. Für uns besteht die besondere Herausforderung darin, ein Monitoring aufzubauen, das eine ganze Region in den Blick nimmt – landkreis- und bundesländerübergreifend. Wir berichten von unserem Vorhaben: Wie arbeiten wir? Was haben wir vor? Welche Stolpersteine könnte es geben?
Der Braunkohleausstieg bringt Veränderungen mit sich. Diese Veränderungen fordern Kommunen, Politik, Bürgerinnen und Bürger stark. Mit der Stilllegung von Braunkohleabbau und -verarbeitung fallen in den nächsten Jahren Arbeitsplätze in der Kohleindustrie weg. Das ist aber längst nicht die einzige Folge für die Region. Das Verschwinden eines Industriezweigs löst wie ein Dominoeffekt eine ganze Kette von Reaktionen aus. Davon sind Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Klimaschutz, Energieversorgung, Ausbildung, soziale Belange, Pendlerströme, Raumplanung, Demografie und Infrastruktur betroffen. Kohleausstieg und gut geplanter Strukturwandel müssen Hand in Hand gehen. Das Mitteldeutsche Revier nachhaltig und innovativ weiterzuentwickeln, ist nur möglich, wenn Bildungsangebote und Bildungsplanung in den Strukturwandelprozessen verankert werden. Erst dann entwickeln sich Technologien und alternative Wirtschaftszweige wirksam für die Region.
Zahlreiche Kommunen in Mitteldeutschland haben in den letzten Jahren – begleitet von der Transferagentur Mitteldeutschland für kommunales Bildungsmanagement (TransMit) – ein kommunales Bildungsmonitoring aufgebaut oder sind mitten im Prozess des Aufbaus. So arbeiten auch die Kommunen des Mitteldeutschen Reviers auf der Basis von kommunalem Bildungsmonitoring.
Der Kohleausstieg erfordert nun eine Perspektive, die nicht an Stadt-, Landkreis- und Ländergrenzen endet. Er betrifft nicht neun einzelne Revierkommunen, sondern eine ganze Region, die sich über drei Bundesländer erstreckt: über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Aus diesem Grund bauen wir ein regionales Bildungsmonitoring für das ganze Mitteldeutsche Revier auf. Kommunen können das Bildungsmonitoring ihres Landkreises oder ihrer Stadt durch unsere Auswertungen auf regionaler Ebene ergänzen. Zugleich stellen wir die Daten des regionalen Bildungsmonitorings frei zur Verfügung. Damit können sie u. a. in Studien, Entwicklungskonzepten und -strategien der Länder oder der Innovationsregion Mitteldeutschland einfließen. Bildungsangebote können somit auch auf regionaler Ebene zielgerichtet, datenbasiert und langfristig mit anderen relevanten Bereichen wie der Wirtschaftsentwicklung verknüpft werden.
Für den Aufbau des regionalen Bildungsmonitorings grenzen wir zunächst relevante Datenbestände ein. Wir möchten uns beispielsweise mit Daten zu frühkindlicher Bildung, allgemeinbildenden Schulen, beruflicher Bildung, Weiterbildung, Demografie und Arbeitsmarkt befassen.
Wir beschaffen Daten zu diesen und weiteren Bereichen aus amtlichen Statistiken. Zu amtlichen Statistiken gehören u. a. Kinder- und Jugendhilfestatistiken, Schulstatistiken, Bevölkerungsstatistiken und Statistiken der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Um die Daten zu erhalten, gibt es zwei Wege: Zum einen lassen sich Datenbestände durch den direkten Zugriff auf Datenbanken der amtlichen Statistiken zusammentragen. Allerdings sind nicht alle Daten in der gewünschten Detailtiefe abrufbar und das Angebot variiert von Bundesland zu Bundesland. Deshalb nutzen wir zum anderen den Auskunftsdienst der statistischen Landesämter, um umfangreiche und detaillierte Daten zu erhalten. Große länderübergreifende Datenanfragen wie unsere werden von einem der drei angefragten Landesämter koordiniert.
Neben den amtlichen Statistiken sind für das regionale Bildungsmonitoring auch halbamtliche Statistiken relevant. Dabei handelt es sich beispielsweise um Statistiken der Bundesagentur für Arbeit oder des Instituts für Erwachsenenbildung. Möglicherweise fließen auch Volkshochschulstatistiken und Mikrozensus in unsere Analysen ein.
Auf die Einbindung nichtamtlicher Statistiken wie Schulevaluationen oder kommunal erhobener Statistiken verzichten wir zunächst, da unterschiedliche Erhebungsmethoden der einzelnen nichtamtlichen Statistiken eine regionale Vergleichbarkeit zwischen neun Kreisen bzw. kreisfreien Städten aus drei Bundesländern erschwert.
Die Datenmengen, die wir aus amtlichen und halbamtlichen Erhebungen beschaffen, ergeben natürlich nicht nur eine Datensammlung. Vielmehr werden sie ausgewertet und grafisch aufbereitet. Grafiken, Berichte und Daten stehen ab 2022 frei zugänglich auf unserer Website bereit und werden regelmäßig ergänzt und aktualisiert. Mit dem regionalen Bildungsmonitoring tragen wir dazu bei, Bildung nachhaltig und langfristig in der Region zu gestalten, denn Bildung ist ein Standortvorteil, aber kein Selbstläufer. Damit gute Bildung weiterhin alle erreicht, soll mit dem regionalen Bildungsmonitoring der Blick für Bildungsprozesse im Mitteldeutschen Revier geschärft werden.
Carolin Jäckel