Wie lässt sich der Erfolg des Strukturwandels messen? Zeigen die Fördermaßnahmen in den drei Braunkohleregionen bereits Wirkung? Der Strukturwandel wird wissenschaftlich begleitet. Die Begleitforschung ist notwendig, um geeignete Maßnahmen und Strategien zu entwickeln, diese zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen. Hier erhalten Sie einen ausschnitthaften Einblick in die umfangreiche Forschungslandschaft rund um den Strukturwandel, den der Braunkohleausstieg mit sich bringt.
Für den Kohleausstieg Deutschlands und den damit einhergehenden Strukturwandel investieren Bund und Länder in den drei Braunkohlerevieren bis 2038 ca. 40 Milliarden Euro. Um diese finanziellen Mittel zielgenau und sozialveträglich einzusetzen, mehr Klimaschutz zu erreichen und eine auf erneuerbaren Energien basierende Wirtschaftsstruktur aufzubauen, braucht es verlässliche Daten und belastbare Prognosen. Dies leistet die wissenschaftliche Begleitung des Strukturwandels.
Zur wissenschaftlichen Begleitung gehören Analysen von Transformationsprozessen, die Entwicklung und Evaluierung von Maßnahmen mit regionaler und überregionaler Reichweite, die Kommunikation und der Wissenstransfer von Ergebnissen sowie die Beratung bei politischen Entscheidungen. Die Expertise dient zum einen dazu, auf wissenschaftlicher Basis Strategien zu entwickeln. Zum anderen können anhand der Begleitforschung die Effekte der initiierten Maßnahmen und politischen Entscheidungen empirisch untersucht werden. Gegebenenfalls führt dies zur Nachjustierung der Strategien.
Die wissenschaftliche Begleitung des Strukturwandels ist gesetzlich verankert. So heißt es im Paragraf 26 des Investitionsgesetzes Kohleregionen von 2020 (InvKG): „Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz evaluiert die Anwendung der Vorschriften dieses Gesetzes und ihre Auswirkung auf die wirtschaftliche Dynamik in den Revieren […] auf wissenschaftlicher Grundlage alle zwei Jahre, erstmals zum 30. Juni 2023. Dabei sind insbesondere die Wirkungen der Maßnahmen […] auf die Wertschöpfung, die Arbeitsmarktsituation und das kommunale Steueraufkommen zu untersuchen.“
Eine Vielzahl an Forschungseinrichtungen begleitet den Strukturwandel. Umfangreiche wissenschaftliche Begleitmaßnahmen werden unter anderem von folgenden Instituten durchgeführt:
Im Mitteldeutschen Revier wurden bereits wichtige Strukturwandelprojekte initiiert. Häufig werden sie durch Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen begleitet und evaluiert. Beispiele hierfür sind:
Bereits bevor Mittel für Strukturwandelprojekte zur Dekarbonisierung investiert wurden, haben zahlreiche Einrichtungen wissenschaftliche Expertisen erstellt, um geeignete Strategien zu entwickeln. Neben den bereits genannten gehörten hierzu auch:
Um hochwertige Evaluierungen zu gewährleisten, benötigen Forschende bestmögliche Unterstützung, beispielsweise bei der Zugänglichkeit zu Daten. Das InvKG beinhaltet den Passus: „Die betroffenen Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sind zur Mitwirkung verpflichtet.“
Die Methodik der Begleitforschung sollte darauf abzielen, ein möglichst breites Spektrum abzubilden. Neben quantitativen Daten, die sich in Monitorings abbilden und/oder durch standardisierte Befragungen erfasst werden, erlauben qualitative Untersuchungen einen vertiefenden Einblick. Dabei sind Interviews, Gruppendiskussionen oder Fallstudien wichtige Methoden.
Für eine ganzheitliche Betrachtung sollten Evaluierungen verstärkt weiche Standortfaktoren berücksichtigen, beispielsweise Bildungseinrichtungen, soziale Infrastruktur, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Eine transparente Kommunikation von Evaluierungsergebnissen schafft Vertrauen. Unzufriedenheit, die trotz Milliardeninvestitionen mit einer empfundenen Benachteiligung einhergeht, könnte so möglicherweise verringert werden. Gute wissenschaftliche Begleitung leistet einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen des Strukturwandels.
Jenny Richter