Die zukünftige demografische Entwicklung des Mitteldeutschen Reviers wird in Modellrechnungen anhand der bisherigen natürlichen und räumlichen Bevölkerungsbewegung geschätzt. Die Revierkommunen werden sich auch zukünftig den Herausforderungen einer schrumpfenden Bevölkerungszahl stellen müssen. Eine Ausnahme bildet die Stadt Leipzig. Sie ist aktuell die wachstumsstärkste Großstadt Deutschlands und wird auch zukünftig wachsen.
Mit der Raumordnungsprognose 2040 erstellt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) auf Grundlage der vergangenen Bevölkerungsentwicklung von 2007 bis 2017 eine Prognose über die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung von 2017 bis 2040 für alle Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland.
Die Ergebnisse der Raumordnungsprognose 2040 zeigen, dass im Mitteldeutschen Revier bis zum Jahr 2040 rund 1,9 Millionen Menschen leben werden und damit etwa 7 % weniger als im Referenzjahr 2017. Die Landkreise im Revier werden dabei stärker von einem Bevölkerungsrückgang betroffen sein als die kreisfreien Städte Halle (Saale) und Leipzig. Landkreise, die im Umkreis der beiden Großstädte liegen, profitieren von einem Sub-Urbanisierungstrend und werden weniger stark von einem Bevölkerungsrückgang betroffen sein.
Die regionalisierten Bevölkerungsprognosen der statistischen Landesämter aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stellen aktuellere Bevölkerungsvorausberechnungen für die Kommunen des Mitteldeutschen Reviers bereit. Sie greifen auf einen aktuelleren Basiszeitraum zurück als die Raumordnungsprognose 2040 des BBSR. Da die regionalisierten Bevölkerungsprognosen jedoch verschiedene Methoden verwenden und unterschiedliche Prognosezeiträume betrachten, sind die Ergebnisse nur bedingt miteinander vergleichbar.
Grundlage für alle Prognosen ist die demografische Grundgleichung. Sie lautet: Ausgehend vom Bevölkerungsstand im Basisjahr werden die Geburten und Zuzüge eines Jahres hinzuaddiert, während die Sterbefälle und Fortzüge desselben Jahres subtrahiert werden. So ergibt sich die Bevölkerungszahl des Folgejahres.
Aus der Differenz der Geburten und Sterbefälle wird der natürliche Bevölkerungssaldo gebildet. Der räumliche Bevölkerungssaldo wird anhand der Zu- und Fortzüge aus dem In- und Ausland ermittelt. Natürlicher und räumlicher Bevölkerungssaldo sind demnach wichtige Parameter für alle Bevölkerungsprognosen.
Seit 1973 übersteigt in Deutschland die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geborenen. Diese natürliche Bevölkerungsbilanz ist auch in den Revierkommunen des Mitteldeutschen Reviers zu beobachten.
Einzige Ausnahme ist die Stadt Leipzig. Sie kann in den Jahren 2014 bis 2019 einen positiven natürlichen Bevölkerungssaldo aufweisen. Die Gründe für die Vielzahl an Geburten liegen zum einen in der hohen Zahl an Frauen im fertilen Lebensalter zwischen 15 und 45 Jahren sowie in der Geburtenhäufigkeit von Frauen.
In den anderen Revierkommunen übersteigt die Zahl der Gestorbenen trotz der gestiegenen Lebenserwartung die Zahl der Geborenen deutlich. Hier liegt ein negativer natürlicher Bevölkerungssaldo vor. Im Jahr 2020 lag die Zahl der Gestorbenen deutlich über der Vergleichszahl im Vorjahr. Die Gründe dafür sind: Die Sterbefälle gehören größtenteils geburtenstarken Jahrgängen an, außerdem werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie sichtbar.
Eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung kann auf der Ebene der Kreise durch den Zuzug von Personen aus dem In- und Ausland ausgeglichen werden. Die Bundesrepublik Deutschland kann seit 2010 wieder einen kontinuierlichen positiven Wanderungssaldo aus Zu- und Fortzug aufweisen.
Ein positiver Trend ist auch in den Kommunen des Mitteldeutschen Reviers zu beobachten. Die beiden Großstädte Halle (Saale) und Leipzig profitieren seit 2007 am meisten durch den Zuzug aus dem In- und Ausland. Seit dem Jahr 2013 kann die überwiegende Anzahl der Landkreise einen positiven und nahezu ausgeglichenen Wanderungssaldo aufweisen.
Bevölkerungsprognosen sind Modellrechnungen, die sich an vergangenen Entwicklungen orientieren und zukünftige Handlungsbedarfe aufzeigen können. Da die schrumpfende Bevölkerungszahl, insbesondere in den Landkreisen des Mitteldeutschen Reviers, nicht durch mehr Geburten ausgeglichen werden kann, braucht es den Zuzug aus In- und Ausland, um die Bevölkerungszahlen stabil zu halten. Gelingt das nicht, drohen im Jahr 2040 in einigen Landkreisen Bevölkerungsverluste von bis zu 34 %.
Der gesamte Beitrag „Bevölkerungsprognosen für das Mitteldeutsche Revier“ mit allen Grafiken und Quellenangaben ist hier als PDF abrufbar.
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