Kennzahlenvergleich – ein interkommunaler Austausch über Bildung

Ist ein Kennzahlenvergleich ein Ranking? Im Gegenteil! Mit dem Kennzahlenvergleich schaffen wir ein Format, bei dem die neun Revierkommunen des Mitteldeutschen Reviers zusammenkommen und ihre Erfahrungen im Umgang mit bildungsbezogenen Daten und Entwicklungen austauschen. Im Zentrum des kollegialen Dialogs steht die Frage, wie das Thema Bildung mit den Herausforderungen des Strukturwandels verknüpft ist.

Wie hoch ist der Anteil der 0- bis 2-Jährigen, die in kommunalen Kindertageseinrichtungen betreut werden? Diese Kennzahl kann im interkommunalen Vergleich Aufschluss über Unterschiede in der Betreuungsnachfrage zwischen Stadt und ländlichen Regionen geben.

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Datenbasierte Steuerung

Kommunen arbeiten in vielen Bereichen datenbasiert: Auf Grundlage von Daten steuern sie kommunale und politische Prozesse. Sie nutzen Daten zur Darstellung von Trends, z. B. im Bereich Bildung oder Wirtschaftsentwicklung. Für jede Kommune liegt der Fokus dabei selbstverständlich auf dem eigenen Landkreis bzw. der eigenen Stadt. Aussagekräftiger werden die Daten, wenn sie mit Daten anderer Kommunen ins Verhältnis gesetzt werden.

Der Mehrwert für die Revierkommunen

Mit dem Strukturwandel stehen Kommunen einer ganzen Region vor gleichen Chancen und Herausforderungen. Die interkommunale Betrachtung von Bildungsdaten im Kennzahlenvergleich ermöglicht einen Blick über die Landkreis- und Stadtgrenze hinweg. Die Revierkommunen erhalten ein Gesamtbild zum Entwicklungsstand der Bildung im Mitteldeutschen Revier. Sie können die eigene Position innerhalb des regionalen Gefüges bestimmen. Gleichzeitig bietet der Kennzahlenvergleich den Revierkommunen die Möglichkeit, ihre kommunalen Datenerhebungen zu ergänzen und Erkenntnisse als Argumentationsgrundlage für strukturbezogene Entscheidungen zu nutzen. Die Teilnehmenden tauschen sich fachlich zu kommunalen Bildungsthemen aus und lernen voneinander, indem sie gemeinsam Lösungswege für erkannte Probleme diskutieren.

Die Kommunen bestimmen selbst

Welche Kennzahlen die Kommunen miteinander diskutieren und vergleichen, bestimmen sie selbst. Gemeinsam legen sie ein Kennzahlenset fest. Dieses Kennzahlenset benennt Bildungsbereiche, die für die Kommunen im Rahmen des Strukturwandels relevant sind. Die Festlegung der Kennzahlen ist nicht endgültig, sondern kann sich der Entwicklungsdynamik des Strukturwandelprozesses anpassen und neue Themenfelder aufgreifen.

Drei Bundesländer – drei Bildungssysteme

Die Kommunen des Mitteldeutschen Reviers sind auf die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verteilt. Ist ein Vergleich zwischen drei Bundesländern und damit zwischen drei Bildungssystemen überhaupt möglich? Wir sagen: Ja! Gemäß dem festgelegten Kennzahlenset rufen wir standardisiert erhobene Daten aus öffentlichen Datenbanken ab. Dabei fallen strukturelle Unterschiede zwischen den Bundesländern auf. Dies betrifft beispielsweise die Bezeichnung von Schulformen oder variierende bildungspolitische Voraussetzungen. Gemeinsam mit den Teilnehmenden der Revierkommunen binden wir die Unterschiede gezielt in die Interpretation der Kennzahlen ein. Mit der Interpretation beginnt der interkommunale Lernprozess. Erfahrung und Expertise aus den Kommunen machen nüchterne Zahlenwerte nachvollziehbar und geben Aufschluss über angewandte Methoden.

Kennzahl – ein Beispiel

Beispiel einer Kennzahl, die Teil des Kennzahlensets sein könnte, ist die Betreuungsquote der 0- bis 2-Jährigen. Die Kennzahl bildet ab, wie viele Kinder in kommunalen Kindertageseinrichtungen betreut werden und wie hoch dieser Anteil an der Gesamtzahl aller Kinder der genannten Altersklasse ist. Beim interkommunalen Vergleich dieser Kennzahl lassen sich u. a. Unterschiede zwischen Stadt und Land erkennen. In den Städten herrscht eine viel größere Betreuungsnachfrage. Die Stadt Leipzig konnte seit dem Jahr 2018 die Betreuungsquote um 5 % steigern. Im Austausch können die Revierkommunen erfahren, wie der Stadt Leipzig die Verbesserung der Betreuungsquote gelungen ist und ob sich vergleichbare Herangehensweisen auf andere Kommunen übertragen lassen.

Auftakt des Kennzahlenvergleichs

Im März 2021 fand die Auftaktveranstaltung zu diesem neuen Format statt, pandemiebedingt als Online-Veranstaltung. Wir freuen uns sehr, dass alle neun Revierkommunen teilgenommen haben und den Kennzahlenvergleich gemeinsam etablieren werden. Der Teilnehmendenkreis ist mit maximal zwei Vertreterinnen bzw. Vertretern je Revierkommune bewusst übersichtlich gehalten. So gelingt der direkte kollegiale Austausch. Die Teilnehmenden stammen aus den Bildungsbüros, Schulämtern oder der Wirtschaftsförderung der Kommunen und schaffen damit eine fachliche Schnittmenge für das Thema Bildung im Strukturwandel. Wir haben das Auftakttreffen zum gegenseitigen Kennenlernen genutzt und die methodischen Grundlagen des Kennzahlenvergleichs besprochen.

Ausblick

Zukünftig möchten wir die Teilnehmenden am Kennzahlenvergleich pro Quartal zu einer zweitägigen Veranstaltung einladen. Die zweite Veranstaltung, weiterhin im digitalen Format, dient bereits der Festlegung eines Vergleichszahlensets. Dazu haben die Kommunen eine Auswahl an Kennzahlen erarbeitet, die auf kommunaler Ebene von Interesse sind, mit anderen Kommunen verglichen werden sollen oder ein direktes Erkenntnisinteresse im Zusammenhang mit dem Strukturwandel aufweisen. Nach der Festlegung des Kennzahlensets beginnen wir, die Daten zu beschaffen und aufzubereiten. Alle Ergebnisse werden dokumentiert und den Revierkommunen in Berichtsform zur Verfügung gestellt.

Ansprechpartnerin

Carolin Jäckel

Tel.: 0341-993923 21 E-Mail: cjaeckel@dji.de