Altenburger Land:
Fachkräftesicherung für den progressiven ländlichen Raum

Im Rahmen der siebten Veranstaltung unseres Kennzahlenvergleichs wurde das Modellvorhaben „Progressiver ländlicher Raum – Altenburger Land“ vorgestellt. Ziel des Vorhabens ist es, ein Strategisches Regionales Entwicklungskonzept (SREK) zu erstellen, das zugleich Handlungsgrundlage ist, um den Strukturwandel im Landkreis gut zu bewältigen. Teil des Modellvorhabens ist eine Befragung von regionalen Unternehmen sowie Absolventinnen und Absolventen.

Das Altenburger Land hat sowohl innerhalb des Mitteldeutschen Reviers als auch im Freistaat Thüringen eine besondere Stellung: Es ist der einzige thüringische Landkreis im Mitteldeutschen Revier. Im Freistaat Thüringen ist das Altenburger Land der am dichtesten besiedelte Landkreis, zudem werden 70,4 % der Landkreisfläche landwirtschaftlich genutzt, 11,2 % sind von Wald bedeckt.

Progressiver ländlicher Raum

Mit dem Modellvorhaben „Progressiver ländlicher Raum“ sollen Innovationspotenziale für das Altenburger Land weiterentwickelt werden. Michael Apel, Fachdienstleiter für Wirtschaft, Tourismus und Kultur im Landratsamt Altenburger Land, möchte mit diesem Modellvorhaben Bürgerinnen und Bürger von den Vorteilen innovativer Änderungen überzeugen. Sie dienen dazu, den Wohlstand der Bevölkerung zu erhalten oder im Idealfall zu erhöhen.

Eine wichtige Säule des Entwicklungskonzepts ist der Ausbau einer Infrastruktur für Weiterbildung und anwendungsorientierte Forschung. Hierzu gehört es auch, Berufsorientierung zeitgemäß zu gestalten und junge Menschen für die Möglichkeiten, die ihre Region beruflich bietet, zu sensibilisieren. Weniger der Blick zurück in die 1990er-Jahre, die anfangs von Betriebsschließungen geprägt waren und die Erfahrungen der Elterngeneration im Altenburger Land prägten, soll die Berufswahl junger Menschen bestimmen. Vielmehr geht es darum, den Blick nach vorn zu richten. Unternehmen des Landkreises – vor allem die größeren – setzen bereits auf neue Recruitingmaßnahmen, um die junge Generation zu erreichen. Zusätzlich zu einem Umdenken im Werben um Arbeitskräfte wird eine Anpassung des Lohnniveaus an das Bundesniveau angestrebt.

 

Befragung von Unternehmen sowie Absolventinnen
und -absolventen

Um Veränderungen im Bereich der Fachkräftesicherung zu bewirken, ist zunächst die Analyse des Ist-Zustandes notwendig. Erst dann wird klar, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss. Untersuchungen zeigen, dass das Altenburger Land eine der niedrigsten Quoten bei der Besetzung von Lehrstellen hat. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Absolventinnen und Absolventen die Kommune nach Abschluss der Schule verlassen, um woanders eine Ausbildung aufzunehmen. Um diesem Weggang der Absolventinnen und Absolventen besser entgegenwirken zu können, findet im Rahmen des Modellvorhabens „Progressiver ländlicher Raum“ eine Studie statt. Sie wird vom Landkreis Altenburger Land in Kooperation mit der Dualen Hochschule Gera-Eisenach und weiteren Partnern wie der Agentur für Arbeit Altenburg-Gera durchgeführt.

Marie-Luise Gerhardt, Bildungskoordinatorin im Landratsamt Altenburger Land, stellte im Rahmen unserer Veranstaltung zum Kennzahlenvergleich den aktuellen Stand der Befragung vor: Die Befragung richtete sich sowohl an Ausbildungsbetriebe als auch an Absolventinnen und Absolventen mit allgemeinbildendem Schulabschluss verschiedener Schularten (Regelschulen, Gymnasien, Förderschulen, Berufsschulen). Es wurden 355 Ausbildungsbetriebe kontaktiert. Der Rücklauf lag bei 40 %. Bei den Absolventinnen und Absolventen wurden ca. 840 angesprochen. Hier lag der Rücklauf bei 31 %. Die Befragungen wurden im Sommer abgeschlossen und werden derzeit ausgewertet.

Die Befragung der Unternehmen richtete den Fokus vor allem auf das Thema Fachkräftesicherung. Mehr als 80 % der Unternehmen prognostizieren für die nächsten Jahre einen Fachkräftemangel, wobei die Tendenz auch jetzt schon wahrnehmbar sei. Die Frage nach den Anforderungen an Auszubildende beantworteten viele damit, dass der Schulabschluss der potenziellen Auszubildenden weniger wichtig werde. Entscheidender seien das Interesse am Beruf, Sekundärtugenden und Schlüsselqualifikationen.

Bei der Befragung der Absolventinnen und Absolventen zeigte sich, dass sie genaue Kenntnis und Attraktivität ihres Berufs am höchsten bewerten. Auch Lohn und Arbeitsbedingungen spielen eine wichtige Rolle.

Am 15. November 2022 fand der Fachtag „Schule & Wirtschaft“ in Altenburg statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden die Studienergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und Lösungsansätze diskutiert, um Jugendliche und Unternehmen der Region besser miteinander zu vernetzen.

Fachtag
Schule & Wirtschaft

Auf dem Fachtag "Schule & Wirtschaft" am 15.11.2022 wurde diskutiert, wie Jugendliche und Unternehmen besser miteinander vernetzt werden können.

Bundesprogramm "Region gestalten"

Das Modellvorhaben „Progressiver ländlicher Raum – Altenburger Land“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Aktive Regionalentwicklung“ als Bestandteil des Bundesprogramms „Region gestalten“ gefördert.

Aus- und Weiterbildung

Am Beispiel des Aus- und Weiterbildungsverbunds Altenburg (AWA e. V.) zeigt sich, dass Strukturwandel nicht nur Herausforderungen birgt, sondern auch Chancen.